DISKONTSATZ

Der Begriff "Diskontsatz" kommt aus dem Italienischen: "Discontare" bedeutet etwa "abrechnen". Mit diesem Begriff wurde ein Zinssatz bezeichnet, zu dem Banken bei einer Zentralbank Wechsel einlösen konnten, um sich auf diese Weise frisches Geld zur Kreditvergabe an Kunden besorgen zu können. Seitdem die Europäische Zentralbank die Geschäfte der Deutschen Bundesbank übernommen hat, gibt es in Deutschland und auch in anderen Ländern der Europäischen Union keinen Diskontsatz mehr.

Der frühere Begriff "Diskontsatz" ist heute abgelöst durch den so genannten Leitzins. Der Leitzins bezeichnet den Zinssatz, den eine Bank zu entrichten hat, um sich bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld zu leihen. Dieser Zinssatz ist in letzter Zeit Gegenstand von Diskussionen: Da die EZB die Inflation in Europa niedrig halten möchte, ist der Leitzins beinahe bei Null, während die von den Regierungen gestützten Banken sich offenbar weigern, das so zur Verfügung gestellte Geld den Kunden billig zur Verfügung zu stellen.

Der Diskontsatz war immer schon ähnlich wie der heutige Leitzins ein Instrument der Politik. China etwa operiert noch immer mit einem Diskontsatz und versucht damit, seine wirtschaftliche Entwicklung zu steuern. Um das überbordende Wachstum, das Gefahren für die Stabilität des gigantischen Landes nach sich ziehen könnte, zu bremsen, haben die Machthaber in Peking den Diskontsatz in jüngerer Zeit mehrmals erhöht. Auf diese Weise sollen Wirtschaftsblasen wie die in den USA, die aufgrund einer Null-Zins-Politik die Welt an den Abgrund getrieben haben, verhindert werden, während bei einer Absatzkrise der Zins wieder gesenkt werden kann.

Ein Diskontsatz oder Leitzins von Null ist volkswirtschaftlich dauerhaft gefährlich, da er dem Staat oder den Staaten das letzte Instrument zur Steuerung entfesselter Märkte aus der Hand nimmt. (2011/01/30)