BONITÄTSINDEX

Der Bonitätsindex ist eine Kennzahl, mit der die Kreditwürdigkeit einer privaten oder einer juristischen Person (Firma oder auch ein Staat) beurteilt wird. Er setzt sich aus verschiedenen Kenngrößen zusammen und soll somit das Risiko bewerten, das dem Kreditgeber bei der Kreditvergabe entsteht. Der Bonitätsindex ist damit maßgeblich für die Höhe der Zinsen, die der Kreditnehmer für ein Darlehen aufzubringen hat, sofern er es überhaupt bekommt. Ein kleiner Wert gibt meist eine gute Bonität wieder, während ein hoher Wert auch ein hohes Ausfallrisiko bedeutet.

Die Vergabe von Bonitätsindizes ist aus verschiedenen Gründen in jüngerer Vergangenheit Gegenstand heftiger Debatten gewesen: Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit einzelner Staaten wie Griechenland oder Irland durch große Ratingagenturen hat die Europäische Währung in heftige Turbulenzen gestürzt. Diese Herabstufung erfolgte indes durch die selben Agenturen, deren Versagen etwa im Fall der Lehman Brothers Bank mitverantwortlich für die gigantische weltweite Finanzkrise der letzten Jahre war. Die eigentliche Rolle, die diese Agenturen beim Entstehen der riesigen Immobilienblase in den USA gespielt haben, ist noch immer nicht vollständig aufgeklärt.

Die Europäische Zentralbank vergibt mittlerweile eigene Bonitätsindizes. Dies ist vor allem deshalb notwendig, weil große Firmen meist international operieren. Ein guter Bonitätsindex in einem einzelnen Land muss daher nicht unbedingt die tatsächliche Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens abbilden.

Kritisch betrachtet wird von vielen Seiten auch die Vergabe von Bonitätsindizes an Privatpersonen, sofern dort neben Einträgen bei der Schufa oder dem monatlichen Zahlungseingang auch beispielsweise der Wohnort oder die Nationalität des Kreditnehmers in die Bewertung einfließen. Auf diese Weise können Menschen einer bestimmten Abstammung oder mit einem Wohnsitz in einem so genannten Problemviertel eine schlechte Bonität erhalten, ohne dass eine nähere Prüfung vorgenommen wird. (April 2011)